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Das Gefühl der Angst ist jedem Menschen bekannt. Weit verbreitet sind z.B. die Prüfungsangst, die Angst vor dem nächsten Zahnarztbesuch, Angst vor vielen Menschen einen Vortrag zu halten, Angst vorm ßiegen oder auch vor Spinnen und anderen Tieren. Mit solchen alltäglichen Ängsten kann man leben, denn man kann ihren Auslösern einfach aus dem Weg gehen oder nach und nach lernen, damit umzugehen. Doch bei vielen Menschen treten Ängste so übersteigert auf, dass ihr Berufsleben und ihre Freizeit stark eingeschränkt werden. Man spricht in einem solchen Fall von einer Angststörung.

 

Manche Menschen mit einer Angststörung trauen sich gar nicht mehr aus dem Haus. Schlimmstenfalls kann eine Angststörung bewirken, dass die Lebensfreude völlig verloren geht und sie kann zu Alkoholismus, Medikamentenabhängigkeit, Depressionen oder Selbstmordgedanken führen. Insgesamt leiden immerhin etwa 10% der Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen Angststörung. Meist beginnt sie im frühen Erwachsenenalter. Frauen sind mehr betroffen als Männer, und bei ihnen ist die Angststörung die häufigste psychische Störung.

Was ist Angst und wie entsteht sie?
Angst ist eine natürliche und durchaus wichtige Empfindung bei einer Bedrohung oder Gefahr. Wie bei der Stressreaktion kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Adrenalin, so dass alle Energiereserven unseres Körpers mobilisiert werden. Er wird darauf vorbereitet, blitzschnell mit ‚Kampf‘ oder ‚Flucht‘ reagieren zu können. Die Sinne werden ‚geschärft‘, man wird wachsamer und vorsichtiger. Ist die Gefahr vorbei, so verschwindet auch die Angst wieder.
In vielen Situationen ist Angst deshalb eine sinnvolle Reaktion, weil sie uns dabei unterstützen kann, mit den Anforderungen einer bestimmten Situation besser zurecht zu kommen. Ein Beispiel dafür ist das ‚Lampenfieber‘, es wirkt eher förderlich auf die Leistungen.
Die Auslöser der Angst sind sehr vielfältig, denn was als Bedrohung oder Gefahr empfunden wird, ist sehr individuell. Viele Menschen haben Angst vor dem Alleinsein, vor Ablehnung, vor Fahrstühlen, vor Tieren, vor engen Räumen, vor Menschenmassen usw. oder sogar vor der Angst selbst. Allein der Gedanke an eine angstauslösende Situation kann schon Angstsymptome hervorrufen.

Was ist eine Angststörung?
Gewöhnliche Angst ist für Außenstehende nachvollziehbar, auch dann noch, wenn man selbst nicht so empfindet. Tritt sie jedoch so gesteigert und häufig auf, dass sie der Situation nicht mehr angemessen und auch für andere nicht mehr verständlich ist, so spricht man von einer Angststörung. Krankhafte Angst kann sich bis zu Panikattacken steigern und für den Betroffenen unerträglich werden. Er versucht, allen angstauslösenden Situationen auszuweichen, wodurch sein Leben mehr oder weniger stark eingeschränkt werden kann.
Die Angst vor Menschenmassen kann z.B. dazu führen, dass man sich gar nicht mehr vor die Tür traut, sondern sich mehr und mehr in seine vier Wänden zurückzieht.
Bei Angststörungen wird zwischen der Panikstörung, der Phobie, der Zwangsstörung und der allgemeinen Angststörung unterschieden. Die Phobie kann man noch weiter unterteilen in die Agoraphobie, die Klaustrophobie, die Akrophobie, die soziale Phobie und die einfache Phobie.
Unter einer Panikstörung versteht man plötzlich, völlig willkürlich auftretende und anfallartige Angst. Sie kann ohne einen bestimmten Anlass ausbrechen oder in Fahrstühlen, öffentlichen Verkehrsmitteln, in engen Räumen etc. Die Panikstörung äußert sich durch extreme körperliche Anzeichen wie Atemnot, Erstickungsgefühl, Herzrasen, Zittern oder Schwitzen. Dazu kommt oft noch die Angst vor Kontrollverlust. Eine solche Attacke dauert in den meisten Fällen zwischen 10 und 30 Minuten, kann aber auch mehrere Stunden andauern. Betroffene Personen haben häufig große Angst vor der nächsten Attacke.
Unter einer Phobie versteht man die unkontrollierbare Angst vor bestimmten Gegenständen oder Situationen. Ihr liegt meist ein negatives Erlebnis in der Vergangenheit zugrunde, das sich dann verselbstständigt. Und obwohl der Betroffene weiß, dass die Angst unberechtigt ist, kann er sie nicht unterdrücken.

Agoraphobie ist die Bezeichnung für Platzangst, also die Angst vor bestimmten Orten, wie z.B. weiten Plätzen, leeren Sälen etc. oder auch vor Menschenansammlungen. Die betroffene Person hat Angst, nicht flüchten zu können, wenn aufgrund der Angst z.B. Schwindel auftritt. Die Agoraphobie kommt oft zusammen mit der Panikstörung vor.

Eine soziale Phobie ist die Angst davor, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und zu versagen, und dadurch in eine peinliche und unangenehme Situation zu geraten. Eine soziale Phobie tritt meist bei Menschen mit geringem Selbstbewußtsein auf und wird häufig mit extremer Schüchternheit verwechselt. Die Symptome sind Erröten, Zittern, Schwitzen, Harndrang oder ‹belkeit. Beispiele für soziale Phobien sind die Redeangst, die Prüfungsangst oder die Angst vor Telefongesprächen. Betroffene meiden alle Situationen, die sie in Verlegenheit bringen könnten, die sozialen Kontakte können bis hin zur sozialen Isolation immer stärker eingeschränkt werden.

Mit Klaustrophobie bezeichnet man die Angst vor geschlossenen Räumen, also z.B. vor Fahrstühlen.

Akrophobie meint die Höhenangst, z.B. auf Brücken, Türmen oder Berggipfeln.

Die einfache Phobie ist übertriebene Angst z.B. vor Spinnen oder vor Hunden. Diese Phobie hat meist keinen großen Einßuß auf das Alltagsleben, denn sie kann durch Umgehung des Angstauslösers einfach vermieden werden.
Eine Zwangsstörung ist die ständige Wiederholung irgendwelcher Handlungen. Durch diese Handlungen soll einem Schaden oder Unheil vorgebeugt werden. Die betroffene Person sieht in diesen Handlungen in der Regel selbst auch keinen Sinn. Aber der Versuch, diese Handlungen zu unterdrücken, ruft Angst hervor. In vielen Fällen sind Depressionen eine Begleiterscheinung. Ein Beispiel für eine Zwangsstörung ist der Waschzwang.

Eine allgemeine Angststörung entwickelt sich langsam, hat meist keinen bestimmten Auslöser und kann das ganze Leben andauern. Menschen mit einer allgemeinen Angststörung leben ständig mit der Sorge, dass etwas passieren könnte. Das führt dauerhaft zu körperlichen Beschwerden wie innere Unruhe, Reizbarkeit, Verspannungen, Ruhelosigkeit, Beklemmungsgefühle, Schwitzen, Schwindel, Schlafstörungen, Magenbeschwerden etc.

Wie entsteht eine Angststörung?
Von Angststörungen sind in der Regel Menschen betroffen, die im allgemeinen eher ängstlich und schüchtern sind. Sie reagieren stärker auf angstauslösende Reize.
Die Psychoanalyse geht davon aus, dass Angststörungen entstehen, wenn innere Konßikte nicht gelöst werden können. Die betroffene Person fühlt sich dann schnell überfordert, und in solchen Situationen können ƒngste aus früherer Zeit wieder auftreten. Es ist auch möglich, dass der Betroffene in der Kindheit nicht gelernt hat, mit seinen ƒngsten umzugehen. Auch emotionaler Stress oder andere psychische Belastungssituationen können der Grund sein.
Eine Annahme der Lerntheorie ist, dass Angststörungen durch Verstärkung entstehen können. Wenn man z.B. einmal eine Situation als beängstigend erlebt hat, dieser Situation daraufhin ausweicht und dies als erfolgreiche Maßnahme zur Bekämpfung der Angst deutet, so kann die Angst vor der Situation wachsen. Würde man sich anstatt dessen der Situation erneut aussetzen, könnte man schnell merken, dass die Angst unbegründet ist.
Bei einem labilen Vegetativen Nervensystem, wo die Angstsymptome wie Herzrasen etc. verstärkt auftreten, ist die Gefahr eine Angststörung zu entwickeln, größer. Insofern spielt auch die Vererbung eine Rolle.
Ebenso können auch körperliche Erkrankungen, wie z.B. eine Schilddrüsenüberfunktion oder Bluthochdruck, die Auslöser für große Angst sein. In diesem Fall spricht man dann jedoch nicht von einer Angststörung.

Was kann man gegen eine Angststörung unternehmen?
Die Angststörung, die wohl am meisten einer Behandlung bedarf, ist die Panikstörung. Die verschiedenen Phobien sind zwar weiter verbreitet als die Panikstörung, aber den Auslöser einer Phobie kann die betroffene Person meist leicht umgehen.
Der erste Schritt um gegen eine Angststörung anzukämpfen wäre, mit einer Person Ihres Vertrauens über Ihre ƒngste zu reden. Das kann vor allem bei einer Phobie hilfreich sein. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Sie sich der angstauslösenden Situation langsam und schrittweise nähern, um zu merken, dass keine Bedrohung davon ausgeht.
Unterstützend können Entspannungsübungen, viel Bewegung und sportliche Aktivitäten wirken. Dadurch können die Angstreaktionen abgeschwächt werden.
Bei einer leichten Angststörung können die Heilpßanzen Johanniskraut, Hopfen und Kava-Kava in entsprechenden Zubereitungen hilfreich sein.
Wenn Sie ihre Angst nicht allein in den Griff bekommen, sollten Sie sich nicht scheuen, einen Arzt, Psychologen oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Eine Schwierigkeit für den Arzt liegt jedoch darin, eine Angststörung als solche zu erkennen, wenn Sie nur die Symptome nennen. Sprechen Sie also offen über ihre ƒngste, denn mit einer gezielten Verhaltens- oder Gesprächstherapie kann Ihnen schnell geholfen werden. Sie werden schrittweise an den Angstauslöser herangeführt, bis dieser keine Symptome mehr hervorruft. In der Anfangszeit einer Therapie können Beruhigungsmittel und Medikamente die ƒngste oder Panikattacken unterdrücken oder zumindest abschwächen.