Stress ist eine ganz normale Reaktion unseres Körpers auf jede Art von Beanspruchung, die sich nicht vermeiden oder unterdrücken läßt.
Ursprünglich ist Stress eine reflexartige Reaktion auf einen Angriff oder eine lebensbedrohende Situation, durch die der Körper dann sehr schnell reaktionsbereit gemacht wird, und zwar kampf- oder fluchtbereit. Als medizinisches und psychologisches Problem ist Stress seit langem bekannt. Es wird geschätzt, dass mehr als die Hälfte aller Krankheiten auf Stress zurückführbar sind. Dies sind zumeist psychosomatische Erkrankungen und die sogenannten Zivilisationskrankheiten.
Wie wirkt Stress auf unser Wohlbefinden?
Man kann unterscheiden zwischen Eustress und Distress (nach Seyle), je nachdem, wie der Stress auf uns wirkt.
Mit Eustress ist positiver Stress gemeint. Als Auslöser kommen z.B. Vorfreude, sportliche Aktivität, Verliebtsein oder Herausforderung in Frage. Eustress beflügelt uns und spornt uns zu Leistung an. Der Erfolg verschafft uns große Zufriedenheit.
Anders ist es mit Distress, dieser wirkt negativ auf uns. Die Anforderungen, die an uns gestellt werden, werden als belastend empfunden und können dadurch um so schlechter bewältigt werden. Durch Gedanken an diese Belastung und den dadurch entstehenden Stress wird dieser noch verstärkt. Wenn man keinen Ausgleich des Distresses durch Entspannung schafft und sich dieser aufstaut, so kann er zu gesundheitlichen Beschwerden und auf lange Sicht sogar zu ernsthaften Krankheiten führen.
Welche Faktoren können als Stressoren wirken?
Man kann nicht verallgemeinern, welche Reize als Stressoren wirken, weil das Stressempfinden sehr individuell ist. Was für den einen Menschen eine Steigerung der Lebensfreude bedeutet, kann von anderen als sehr unangenehm und belastend empfunden werden. Beispiele dafür wären eine Achterbahnfahrt, oder auch ein Fallschirmsprung. Ebenso kann es mit Geräuschen sein. Was für den einen schöne Musik ist, ist für den anderen unerträglicher Lärm.
Großen Einfluss auf das individuelle Empfinden hat die Persönlichkeit, das Selbstbewusstsein und die Selbstsicherheit einer Person. Selbstsichere Menschen kommen im allgemeinen mit Stresssituationen besser zurecht, weil sie mehr das Gefühl haben, Einfluss nehmen zu können. Einen unsichereren Menschen kostet es z.B. mehr Überwindung, den Nachbarn zu bitten, die Musik leiser zu stellen.
Verallgemeinernd kann man sagen, dass als Stressoren Lärm, Reizüberflutung, Umweltgifte, Leistungsdruck, Krankheit, Ärger im Berufs- oder Privatleben usw. in Frage kommen.
Was läuft bei Stress in unserem Körper ab?
Der Körper nimmt die Stressoren mit den Sinnesorganen wahr. Diese aktivieren über den Hypothalamus und bestimmte Gehirnbahnen das Vegetatives Nervensystem, insbesondere den Sympathikus, und die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Die Hypophyse schüttet den Botenstoff ACTH (adrenocorticotropes Hormon), welcher im Hypophysenvorderlappen produziert wird, in die Blutbahn aus. ACTH regt die Nebennierenrinden zu einer gesteigerten Produktion von corticoiden Hormonen an. ‹ber Sympathikusimpulse wird das Nebennierenmark zur Produktion der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin angeregt.
Die Hormone werden ins Blut abgegeben und verteilen sich so im ganzen Körper.
Sie bewirken eine Steigerung des Blutdrucks, die Herzfrequenz wird erhöht, die Leber gibt vermehrt Zucker und Fette ins Blut ab, die Verdauung wird verlangsamt, der Stoffabbau wird verhindert, das Immunsystem wird abgeschaltet, Gehirnschaltungen werden blockiert. Alle Körperfunktionen, die nicht für eine schnelle Reaktion auf die Reize erforderlich sind, werden heruntergefahren.
Eine andere Möglichkeit ist, dass man durch Stress völlig passiv und reaktionsunfähig wird. Man wird blaß, auf der Stirn bilden sich Schweißperlen, die Muskeln erschlaffen und es besteht die Gefahr einer Ohnmacht.
Weil unser Gehirn nicht immer richtig beurteilen kann, welche Situationen bedrohlich sind und welche nicht, reagiert es häufig mit Stress.
Wenn dies nur kurzzeitig geschieht, hat es keine körperlichen Folgen, denn durch Erholung wird dies wieder ausgeglichen. Dass lange andauernder Stress bei allen beschriebenen körperlichen Reaktionen nicht folgenlos für unseren Gesundheitszustand bleiben kann, versteht sich von selbst.
Welche körperlichen Folgen kann dauerhafter Stress für unsere Gesundheit haben?
Unser Körper reagiert auf Distress mit körperlichen Beschwerden. Diese können zunächst nur vorübergehend sein, so wie z.B. Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Brechreiz, Sodbrennen, Magenschmerzen, Hautreizungen, Lippenherpes, Verspannungen und Rückenschmerzen, Ohrensausen oder -fiepen. Bei dauerhafter Stressbelastung können ernsthafte Erkrankungen die Folge sein, wie z.B. Migräne, Allergien, Herz- und Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre, Thrombosen oder Hörsturz.
Welche seelischen Folgen kann dauerhafter Stress auf uns haben?
Neben den körperlichen Folgen für unsere Gesundheit kann anhaltender Stress auch Auswirkungen haben auf unser seelisches Wohlbefinden. Oft äußert sich Stress durch Launenhaftigkeit, Gereiztheit, Schlafstörungen, Nervosität, Aggressivität, Angst, Unzufriedenheit oder sogar durch Depressionen.
Manche Menschen machen auch „dicht“ und lassen nichts mehr an sich herantreten. Weiterhin ist bei Dauerstreß das Suchtrisiko erhöht, denn viele Menschen suchen z.B. im Alkohol einen Ausweg, weil die Probleme dadurch zeitweilig betäubt werden und in den Hintergrund treten.
Eine weitere Folge kann das Burn-Out-Syndrom sein, das eine typische „Manager-Krankheit“ ist. Man hat keine Energie mehr, fühlt sich völlig ausgebrannt und sieht keinen Sinn mehr in seiner Arbeit.
Welche Folgen kann Dauerstress auf unsere geistigen Fähigkeiten haben?
Auch auf die geistigen Fähigkeiten kann Stress negative Auswirkungen haben. Die rationale Denkfähigkeit wird herabgesetzt, man hat Gedankenblockaden, und es ist wesentlich schwieriger, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Das hat zur Folge, dass man seine Arbeit noch schlechter bewältigen kann und sich der Druck noch erhöht.
In Prüfungen kann sich die Minderung der geistigen Fähigkeiten durch ein Blackout zeigen, plötzlich ist das Gelernte verschwunden und nicht mehr abrufbar.
Eine weitere Folge kann sein, dass man Schwierigkeiten hat, Entscheidungen zu treffen.
Wie kann man seinen Stress bewältigen?
Welche Möglichkeiten der Entspannung gibt es?
Alle Stresssymptome müssen als Warnsignale unseres Körpers betrachtet werden, der unbedingt eine Erholungsphase benötigt, denn sonst kann der Stress Folgen für unsere Gesundheit haben.
Die einfachste Methode wäre natürlich, allen Stress zu vermeiden.
Wenn Sie Ihren Tagesablauf einmal kritisch betrachten, so werden Sie sicherlich einige Möglichkeiten entdecken, Stress zu vermeiden. Wenn Sie beispielsweise morgens immer im Stau stehen und Sie der entstehende Zeitdruck einige Nerven kostet, so sollten Sie einfach früher aufstehen. Auch für ihre Arbeit sollten Sie eine realistische Zeitplanung machen, so dass Sie ohne Zeitdruck fertig werden. Wenn Sie trotzdem in Zeitnot geraten, dann sollten Sie daran arbeiten, sich dadurch nicht bedrängt zu fühlen, denn das erschwert das Arbeiten. Gehen Sie stattdessen mit Gelassenheit an die Arbeit und machen Sie regelmäßig Pausen, denn danach fällt einem die Arbeit wieder leichter.
Ansonsten sollten Sie darauf achten, den Stress durch ein ausreichendes Maß an Erholung auszugleichen. Stress darf nicht verdrängt, sondern er muß bewältigt werden. Nehmen Sie sich Zeit zur Entspannung, unser Körper braucht Zeit, um sich zu erholen. Vielen Menschen fällt es nicht leicht, einfach mal „abzuschalten“ und die Sorgen des Alltags zu vergessen. Die Entspannung bis zum Urlaub aufzuschieben ist auch keine gute Lösung, sondern Sie sollten sich im Alltag Zeit dafür nehmen. Das Ziel sollte sein, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Anspannung und Erholung zu finden.
Die Möglichkeiten der Entspannung sind einfach. Legen Sie während der Arbeit kurze Pausen ein und atmen Sie tief durch. Gehen Sie in Ihrer Freizeit Ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, einem Hobby, gehen Sie an die frische Luft, treiben Sie Sport, bewegen Sie sich viel oder machen Sie einfach mal gar nichts.
Es gibt auch spezielle Methoden, zur Entspannung, dazu gehören z.B. Yoga, Meditation oder autogenes Training. Ob diese Methoden hilfreich sind, sollte jeder selbst ausprobieren.
Nicht geeignet zum Abbbau von Stress sind Alkohol, Zigaretten, Schlaftabletten oder Beruhigungsmittel, denn diese betäuben nur, aber wirklich abgebaut wird der Stress nicht.