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Jod ist für unseren Körper ein lebensnotwendiges Spurenelement. Aber weil unsere Böden sehr jodarm sind, ist es schwierig, die benötigte Menge mit der Nahrung aufzunehmen. Die durchschnittliche tägliche Jodaufnahme ist so niedrig, dass Jodmangelerkrankungen als Folge zu erwarten sind. Tatsächlich haben etwa 30% der Erwachsenen in Deutschland einen Kropf, also eine durch Jodunterversorgung hervorgerufene Schilddrüsenvergrößerung. Bei Kindern sind es zwischen 13 % und 50%, je nach Alter und Geschlecht. Damit gehören Jodmangelerkrankungen zu den am weitesten verbreiteten Mangelerkrankungen. Wofür braucht unser Körper Jod?

 

Die Schilddrüse (Thyreoidea) ist eine sehr kleine, schmetterlingsförmige Drüse, die vor der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes liegt. Beim erwachsenen Menschen ist sie nur etwa 3 x 4 x 1,2 cm groß, das entspricht einem Volumen von 15-20 ml und einem Gewicht zwischen 20 und 25 g. Sie ist das am stärksten durchblutete Organ, in einer Stunde fließen etwa 4 Liter Blut hindurch.

Die Schilddrüse bildet die Hormone Trijodthyronin (T3), Thyroxin (T4) und Thyreocalcitonin (Calcitonin). Ein wichtiger Bestandteil dieser Hormone ist Jod, welches die Schilddrüse aus dem Blut aufnimmt.
Die Hormone Trijodthyronin und Thyroxin sind für einen optimalen Stoffwechsel , für das Wachstum und die Entwicklung von Bedeutung. Sie haben eine wichtige Funktion bei der Transkription der DNA und aktivieren die RNA- und Proteinsythese. Sie steuern also die Zellteilung und das Zellwachstum. Dadurch wird auch der Energiebedarf der Zellen und des gesamten Organismus geregelt. Außerdem wird die Wärmeproduktion angeregt und dadurch die Körpertemperatur konstant gehalten.
Calcitonin hat für den Calciumhaushalt bzw. den Knochenstoffwechsel eine wichtige Funktion.

Was passiert, wenn man zu wenig Jod aufnimmt?
Wenn dem Körper mit der Nahrung nicht ausreichend Jod zugeführt wird, so vergrößert sich die Schilddrüse, dies nennt man Kropf oder auch Struma. Denn wenn nicht genügend Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden sind, so wird diese Information an das Gehirn weitergeleitet. Die Hirnanhangdrüse bildet daraufhin vermehrt Hormone, die die Schilddrüse dazu anregen, mehr Hormone zu produzieren. Durch die Vergrößerung können die geringen vorhandenen Jodmengen besser genutzt werden. Eine Weile kann so trotz Unterversorgung noch eine ausreichende Hormonmenge hergestellt werden.
Wenn die Schilddrüse so sehr vergrößert ist, dass sie auf den Kehlkopf, die Luft- und die Speiseröhre drückt, kann sie Atem- und Schluckbeschwerden hervorrufen.
Jodmangelkrankheiten müssen sich allerdings nicht unbedingt durch eine erkennbare Schilddrüsenvergrößerung zeigen.

Wenn die Unterversorgung anhält, dann kommt es zu einer Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse. Die Auswirkungen können Lustlosigkeit, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Störung des Herzschlags, niedriger Blutdruck, Potenzverlust, Gewichtszunahme trotz Appetitlosigkeit, Verstopfung, trockene, kalte und blasse Haut und erhöhte Anfälligkeit für Infektionen sein. Des weiteren kann ein Kropf auf lange Sicht zu Strukturanomalien (Knoten, Geschwulste) führen. Auch das Risiko für Schilddrüsenkrebs erhöht sich.

In der Schwangerschaft kann Jodmangel zu Mißbildungen und Entwicklungsstörungen des Kindes führen. Bei einigen Kindern, die schon mit einem Kropf geboren werden, sind das Wachstum, die Knochenreifung und die Gehirnentwicklung zurückgeblieben. Die vergrößerte Schilddrüse kann auch das Atmen und Schlucken des Kindes stark behindern. In schlimmen Fällen können Taubstummheit, Kleinwüchsigkeit und Kretinismus die Folge sein. Auch die Zahl der Fehl- und Totgeburten ist bei Jodmangel höher.

Bei Kindern und Jugendlichen kann Jodmangel Lern- oder Gedächtnisschwierigkeiten bewirken. Weitere Symptome sind Antriebsarmut, psychische Labilität, verzögertes Wachstum, Hör- und Sprachschwierigkeiten.

Empfohlene Jodzufuhr (in Mikrogramm pro Tag):
Kinder unter 1 Jahr: 50-80
Kinder 1-9 Jahre: 100-140
Kinder ab 10 Jahre: 180-200
Erwachsene: 180-200
Schwangere: 230
Stillende: 260

Wie kann man einem Jodmangel vorbeugen?
Die Empfehlung für die Jodzufuhr liegt für Erwachsene bei 180-200 Mikrogramm Jod am Tag. Schwangere sollten etwas mehr aufnehmen, und zwar 230 Mikrogramm am Tag und Stillende noch etwas mehr, nämlich 260 Mikrogramm pro Tag. Kinder unter einem Jahr benötigen zwischen 50 und 80 Mikrogramm am Tag, Kinder zwischen einem und neun Jahren brauchen 100-140 Mikrogramm und ab zehn Jahren dann etwa 180-200 Mikrogramm.
Zur Vorbeugung eines Jodmangels empfiehlt es sich, auf die richtige Ernährung zu achten. Einen hohen Jodgehalt hat Seefisch, wie z.B. Seelachs oder Scholle. Der Bedarf kann jedoch erst mit drei bis vier Fischmahlzeiten in der Woche gedeckt werden. Auch Milchprodukte haben einen relativ hohen Jodgehalt. Verwenden Sie außerdem jodiertes Speisesalz. Aber der Salzverbrauch sollte auch nicht zu hoch sein, denn zu viel Salz kann z.B. die Entstehung von Bluthochdruck fördern. Für Schwangere, Stillende, Jugendliche und für Menschen mit Bluthochdruck, die salzarm essen sollten, kann eine zusätzliche Versorgung durch Jodtabletten ratsam sein. Eine kurzfristige Erhöhung der Jodaufnahme hat keine besonderen Auswirkungen, dennoch kann eine länger andauernde Jodüberversorgung zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen.

Gibt es neben Jodmangel noch andere Ursachen für einen Kropf?
Als Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion kommt nicht nur eine unzureichende Jodversorgung in Frage. Auch eine angeborene Unterentwicklung der Schilddrüse oder eine Störung der Jodverwertung können die Auslöser sein. Durch die Einnahme bestimmter Medikamente oder durch Schädigung der Schilddrüse kann es ebenfalls zu einer Unterfunktion kommen.
Eine vergrößerte Schilddrüse muß auch nicht unbedingt auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen. Ein Kropf kann sich auch bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) bilden.
Die Schilddrüsenüberfunktion ist eine Fehlfunktion des Körpers, bei der die Schilddrüse verstärkt arbeitet und Hormone im Überschuß produziert werden. Dies wird auch Basedowsche Krankheit genannt. Der Stoffwechsel ist dadurch insgesamt gesteigert, die Körpertemperatur und die Herzschlagfrequenz sind erhöht. Die Symptome sind Nervosität, Unruhe, gesteigerter Appetit bei gleichzeitiger Gewichtsabnahme, Neigung zum Schwitzen, warme und feuchte Haut, Neigung zu Durchfall und leicht hervortretende Augen. Die Ursache dafür kann sein, dass das Immunsystem Stoffe produziert, die die Schilddrüse zum Wachstum und zur Hormonproduktion anregen. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Schilddrüse nicht mehr auf die steuernden Hormone der Hirnanhangdrüse reagiert.
Bei allen Anzeichen, die auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse schließen lassen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursache für die Störung herauszufinden. Zur Behandlung einer ‹berfunktion gibt es Medikamente, die die Hormonproduktion reduzieren. Bei einer Unterfunktion kann die Einnahme von Jodtabletten oder von Schilddrüsenhormonen notwendig sein.